Bericht Laura Skarnulyte
Vom 26. bis 29. September 2024 fand in Straßburg das Delegiertentreffen der ECPCM mit 35 Teilnehmenden aus 14 Ländern statt. Ein Höhepunkt war der Vortrag von Prof. Dr. Konrad Klek über die „Straßburger Liturgik“ um 1900, der die Wiederbelebung der Aufführungspraxis von Heinrich Schütz durch Friedrich Spitta beleuchtete. Schwerpunkte des Vortrags: Schütz‘ Passionen, akademischer Gottesdienst als liturgische Form, Gründung des Akademischen Chores in St. Thomas, Monatsschrift „Für Gottesdienst und kirchliche Kunst“, Herzogenberg- Kirchenoratorium. Außerdem haben wir Einblick in das neue evangelische Gesangbuch in Tschechien bekommen und ein beeindruckendes Konzert mit über 100 deutsch-französischen Sängerinnen und Sängern, begleitet von einem Posaunenchor und Orgel, in der Friedenskirche Kehl erlebt. Es stand unter dem Motto „Über die Grenzen hinweg“. Die Konferenz endete mit einer Exkursion zu Silbermann-Orgeln im Elsass.
In den Länderberichten wurden aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen in der Kirchenmusik aufgezeigt:
Schweden (Nils-Gunnar Karlson): Der Kirchenmusikverband warnt vor einem drohenden Mangel an Kirchenmusikern, da viele in den nächsten 15 Jahren in den Ruhestand gehen. Es wird ein Bedarf von 700-900 neuen Kirchenmusikern geschätzt, während weniger als die Hälfte ausgebildet wird. Besonders die Chöre sind betroffen.
Rumänien (Dr. Orosz Otília Valéria): Der 2006 gegründete Kantorenkurs in Oradea umfasst acht Stufen und fördert den Austausch unter Kantoren. 1996 wurde ein neues Gesangbuch eingeführt.
Ungarn (Bódiss Tamás): Tamás reflektiert über 25 Jahre in der Kirchenmusik und hebt die Bedeutung des 2021 eingeführten Gesangbuchs hervor. Er arbeitet an einem Kantor-Buch und einem Gesetz zur Unterstützung von Kirchenmusikern.
Slowakei (Janko Siroma): Die Evangelische Kirche hat eine Kantorenschule gegründet, die eine systematische Ausbildung für nebenamtliche Kantoren bietet.
Schweiz (Benoît Zimmermann): Im Kanton Waadt wird die evangelisch-reformierte Kirche reorganisiert. Ein neues viersprachiges Liturgie- und Gesangsheft sowie eine Dekade zur Förderung des Kirchengesangs sind in Planung, während Ausbildungsangebote für Kirchenmusiker in der Romandie fehlen.
Diese Tagung war nicht nur durch tiefgründige Diskussionen und Vorträge geprägt, sondern förderte auch den Austausch und die Entstehung neuer Projekte. Besonders hervorzuheben ist die geplante Konzertreise eines Projektkammerchores aus der badischen Landeskirche nach Estland, die vom 31. Juli bis 6. August 2025 stattfinden wird.
Die nächste Ländertagung findet 25.-29. September 2025 in Utrecht, Niederlande statt.
Laura Škarnulytė